Geleucht im Kilianstollen

„Ein Bergmann ohne Licht ist ein armer Wicht“ (deutsches Sprichwort). Diese verschiedenen Geleuchte, für die der Bergmann selbst zuständig war, zeigen wir euch bei einer Befahrung des Kilianstollens.

Kienspäne

Die Kienspäne sind harzreiche Spaltstücke aus dem unteren Stammbereich von Kiefern, Fichten oder Tannen. Sie stellen das älteste und wohl auch preiswerteste Beleuchtungsmittel dar. Seit ca. 5000 Jahren ist ihre Nutzung nachgewiesen. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurden sie in armen Gegenden als Wohnraumbeleuchtung  genutzt. Bis ins Mittelalter galten sie als einzige Grubenbeleuchtung. In größeren Ausbauten und Förderstrecken wurden sie in Halter eingespannt und an den Stößen befestigt. Bei der Arbeit "vor Ort mit Schlägel und Eisen" musste der Bergmann die brennenden Kienspäne mit seinen Zähnen festhalten. Verlor er seine Zähne, war er "bergfertig", das heißt, er war Invalide und konnte nicht mehr im Berg arbeiten, denn er konnte sich nicht mehr leuchten.

 

Kerzenhalter

Die Nutzung von Kerzen im Bergbau war zu keiner Zeit eine echte Alternative zu den anderen Beleuchtungsmitteln. Das lag daran, dass jeder Bergmann für seine Beleuchtung selbst sorgen musste und die Kerzen einfach zu teuer waren. 

Dieser Kerzenhalter ist aus Stahl. Die Spitze wurde einfach in das Ausbauholz geschlagen und an seinem Auge konnte man ihn wieder herausdrehen. Gleichzeitig diente das Auge als Tragegriff und als Befestigungsmöglichkeit am Gürtel. Mit dem angeschmiedeten Haken konnte man den Halter auch aufhängen.

Unschlittfrosch

Im 17. Jahrhundert tauchten die ersten Frösche auf. Der Name Frosch leitet sich von ihrer gedrungenen Form ab. Als Brennstoff diente Unschlitt. Das ist ein Talg, der aus den ungenießbaren Schlachtabfällen unter Zusatz von Schwefelsäure verkocht wurde.

Dieser Brennstoff war billig und so konnte man sich ausreichendes Geleucht leisten. Der Frosch bestand aus Eisenblech, der Docht war ein zusammengedrehter Leinenlappen. Das Fett von Rindern galt als minderwertig, besser war das Fett vom Hammel. Das beste Fett war das Bärenfett.

Gießer

Dies ist keine Ölkanne, sondern ebenfalls eine Öllampe. Sie besteht aus einem schweren Eisenguß und ist daher sehr robust.

Frosch für Ölbrand

Ab ca. 1850 setzen sich die Frösche, die mit Öl betrieben wurden, durch. Sie brannten etwas heller als die Fettbrandlampen und man konnte sie leichter nachfüllen. Das war bei den langen Arbeitszeiten ein großer Vorteil. Jetzt brauchte man nicht mehr mehrere Lampen mitnehmen, sondern es reichte eine Ölkanne. Als Brennstoff diente Rapsöl. Bei Missernten oder aus Sparsamkeit wurde auch Distelöl benutzt. Dieses Öl neigte aber zu starker Rauchentwicklung. Der Lampenkörper war aus Eisenblech oder Messing. Als Docht wurden geflochtene Kerzendochte verwendet. Getragen wurden sie an einer Kette mit mehrfach gebogenem Haken. Damit konnten sie am Ausbauholz oder an den Stössen oder am First befestigt werden.

Karbidlampen

Karbid wird hergestellt, indem Kalkstein und Koks bei ca. 1000 Grad gebrannt werden. Das dabei entstehende Produkt wird dann noch einmal im Lichtbogenofen bei ca. 2500 Grad gebrannt. Das Ergebnis sind weiß-grau Karbidsteine, die dann je nach Verwendungszweck noch gebrochen werden. Kommt das Karbid mit Wasser in Berührung entsteht Azethylengas, der Brennstoff für die Lampen. Dieses verbrennt an der Düse mit einer ca. 2000 Grad heißen und sehr hellen Flamme. Die Konstruktion der Lampen war sehr einfach und bestand nur aus einem unteren Behälter für das Karbid, einem oberen Behälter für das Wasser, einem Wasserhahn für die Durchflussregelung und einem Röhrchen mit Düse für die Gasverbrennung. Die eingefüllte Karbidmenge reichte für eine ca. 8-stündige Brenndauer. Als Verbrennungsrückstand verblieb nur Karbidschlamm. Dieser konnte überall entsorgt werden und bildete sich durch Sauerstoffaufnahme in Kalkstein zurück. Diese Lampen wurden ab ca. 1900 millionenfach produziert.

Karbidlampe

Eine aus lackiertem Eisenblech konstruierte Lampe. Der Bajonettverschluss war besonders störanfällig.

Granatlampe

Eine in schwerem Messingguß ausgeführte Lampe mit Gewindeverbindung zwischen Unter- und Oberteil. Die Form erinnert an eine Artillerie-Granate. Tatsächlich wurden einige dieser Laampen aus gebrauchten Geschoßhülsen gefertigt. Der fehlende Spiegel ist kein Mangel, sondern eine Voraussetzung für gutes Rundumlicht. Diese Lampe ist gefahren wie die Beulen und Lötstellen verraten.

 

"gefahren" - mit dieser Lampe wurde gearbeitet.

Markscheiderlampe

Diese Lampe ist komplett aus Messingblech hergestellt. Das war notwendig, da die Markscheider, das sind die Vermessungsbeamten unter Tage, häufig mit Magnetkompassen arbeiteten und eine Lampe aus Eisenblech die Ergebnisse verfälscht hätte. Der polierte Spiegel diente zur Bündelung des Lichtes und damit zur besseren Punktausleuchtung. Die Verbindung zwischen den Lampenteilen erfolgte durch einen Schraubbügel.